CHRONIK DER
FREIWILLIGEN FEUERWEHR BETTMAR
Vorgeschichte
Als Ursprung des braunschweigischen Feuerwehrwesens sind die ersten Anordnungen von Brandverhütungsmaßnahmen um 1750 anzusehen:
Verbot des Tabakrauchens im Ort, bei Kornfeldern, Hecken, usw. Des Weiteren wurde die Anlage von Löschwasserstellen geregelt.
Durch die Einführung der Pflicht-Brandkassenversicherung 1754 mußten Hausbesitzer großen Wert auf vorbeugende Brandschutzmaßnahmen legen.
1832 wurde die allgemeine Feuerordnung für die Landgemeinden des Herzogtums Braunschweig erlassen. Bereits im selben Jahr besaßen die Gemeinden Bettmar, Köchingen, Liedingen, Sierße, Wahle und Woltorf eine gemeinsame Feuerspritze mit dem Standort Bettmar.
Der Nachbarort Sierße entschied sich 1852 ebenfalls für eine eigene Spritze.
Später schieden Liedingen, Köchingen, Wahle und Woltorf aus diesem Verband wieder aus.
Die praktischen Erfahrungen, die seit 1832 gemacht wurden, fanden ihren Niederschlag im "Gesetz, das Feuerhülfswesen betreffend vom 2.4.1874". Dieses Gesetz schrieb den Gemeinden vor, aus den männlichen Gemeindegenossen (18 bis 55 Jahre) zur Bekämpfung der Schadenfeuer innerhalb und außerhalb des Ortes eine Feuerwehr zu bilden.
Die Gründung der Freiwilligen Feuerwehr Bettmar
Schon am 01. Juli 1873 finden sich einige Bettmarer Männer zusammen, die hiesige Freiwillige Feuerwehr zu gründen.
Im Jahr 1887 werden schließlich die ersten Statuten der Freiwilligen Feuerwehr Bettmar von der herzoglichen Kreisdirektion Braunschweig genehmigt. In ihnen ist eindeutig die volkswirtschaftliche Aufgabe der Wehr festgelegt und auch die Ausrüstung in allen Teilen genau beschrieben.
Unter anderem ist zu lesen: "Vor allem muß sich ein jedes Mitglied befleißigen, ein tüchtiger Feuerwehrmann zu werden. Ihr Wahlspruch soll stets sein: Einer für Alle, Alle für Einen!"
Vom Gründungstage an leitet der Hauptmann Julius Bohnhorst die Wehr, bis er im Jahr 1913 im Kommando von Theodor Behme abgelöst wird.
Zwischen den Weltkriegen: Neue Technik hält Einzug
1925 wird die Handdruckspritze durch eine pferdegezogene Motorspritze ersetzt. Die Handdruckspritze steht aber weiterhin zur Verfügung. Die Geräte sind im Spritzenhaus am Bäckerweg untergebracht.
1930 übernimmt Willy Bohnhorst die Leitung der Wehr. Zu der vorhandenen Motorspritze kommt kurze Zeit später eine Tragkraftspritze (TS 8/8) hinzu.
Wie aus den Protokollen hervorgeht, müssen ab 1938 Übungen und Sitzungen mit dem "Deutschen Gruß" beendet werden. Die Feuerwehr wird in dieser Zeit zur Feuerlöschpolizei umorganisiert. Die Alarmgabe erfolgt mit einer Handsirene.
Da Willy Bohnhorst zum Kriegsdienst eingezogen wird, ist Heinrich Decker ab 1941 kommissarisch als Wehrführer eingesetzt. In den Kriegsjahren ist die Protokollführung lückenhaft. Bekannt ist jedoch, daß viele Einsätze im von Bombenangriffen heimgesuchten Braunschweig gefahren werden müssen.
Nach dem 2. Weltkrieg
Ab April 1946 wird die Bettmarer Wehr von Erich Blume geführt. Durch Erlaß der Engländer müssen 1949 alle Rangabzeichen abgelegt werden.
Die Handsirene wird 1950 durch eine elektrische Sirene auf dem Schulgebäude abgelöst. Im selben Jahr wird der Feuerlöschteich (Breite Teich), heute Lagerplatz der Firma Steinkultur, ausgebaut.
Es wird sehr darauf geachtet, daß die Wehr nicht mehr als fünfzig aktive Mitglieder hat, da nur 50 Uniformen zur Verfügung stehen! Genauso wenig ist es möglich, daß ein Sohn der Wehr beitritt, solange sich der Vater noch im aktiven Dienst befindet. Dieses ändert sich erst ab 1953.
1954 kann ein Tragkraftspritzenanhänger (TSA) gekauft werden. Eine TS 8/8 mit VW-Motor ersetzt 1957 die alte 2-Takt-Tragkraftspritze.
Die Motorisierung der Feuerwehr Bettmar
1964 wird ein Tragkraftspritzenfahrzeug (Ford Transit) für die Aufnahme einer Löschstaffelbesatzung, 1+5 Mann, in Dienst gestellt, woraufhin der TSA ausgemustert wird.
Zum Jahresbeginn 1968 übernimmt Otto Steinmann die Wehr.
Zur besseren Verständigung am Einsatzort werden 1971 drei Handsprechfunkgeräte angeschaft.
Im Herbst 1972 absolvieren 107 Feuerwehrkameraden aus Bettmar und Umgebung in Bettmar ihren Grundlehrgang.
Im Frühjahr 1973 wird der Feuerlöschteich am Ortsausgang Richtung Groß Lafferde verkauft und anschließend durch die Firma Luttmann zugeschüttet (heute Baugebiet Bettmar Süd-West). Die Gemeindeväter gingen davon aus, daß die Wasserversorgung im Falle eines Brandes durch die 1965 fertiggestellte Wasserleitung sichergestellt sei.
Am 29. Dezember 1973 übergibt die noch selbständige Gemeinde Bettmar das neue Feuerwehrgerätehaus seiner Bestimmung.
Am 01. April 1974 tritt die Gebietsreform in Kraft. Bettmar kommt zur Gemeinde Vechelde, die dem Landkreis Peine zugeordnet ist. Die Feuerwehr Bettmar ist ab sofort eine von 17 Ortsfeuerwehren der Freiwilligen Feuerwehr Vechelde.
Im Jahr darauf erhalten wir ein Löschgruppenfahrzeug (LF-16-TS) der Katastrophenschutz-feuerwehrbereitschaft.
Die Jugendfeuerwehr wird gegründet
Am 10. Oktober 1976 wird unsere Jugendfeuerwehr gegründet. Erster Jugendfeuerwehrwart ist Hans-Günter Kirchner. Dass die Jugendarbeit Erfolg hat, zeigt sich bereits im Mai des folgenden Jahres, als die Gruppe bei den Kreiswettbewerben in Gadenstedt den 4. Platz belegt.
Im Jahr 1977 übernimmt Erwin Staats die Amtsgeschäfte des Ortsbrandmeisters.
Zwei Jahre später wird mit der Ausbildung für schweren Atemschutz begonnen. Im Februar 1980 bekommen wir ein Tanklöschfahrzeug (TLF 8/18) nach Bettmar, vor allem um auch westlich der Bahnlinie schnell ein wasserführendes Fahrzeug zur Verfügung zu haben.
Am 01. Juli 1984 kann die Jugendfeuerwehr ihren bis dahin größten Erfolg verbuchen. Sie belegt den 1. Platz bei den Kreiswettbewerben in Edemissen.
Nach der Ausmusterung des Katastrophenschutzfahrzeuges LF 16-TS durch die Bezirksregierung Braunschweig im Juli 1987, können wir nach Verhandlungen mit der Gemeinde Vechelde einen Rückkauf durch die Gemeinde erreichen. Ausschlaggebend ist aber die Bereitschaft einiger Kameraden unserer Wehr, dieses Fahrzeug in Eigenarbeit wieder aufzubauen. Nach vielen Arbeitsstunden wird das Löschgruppenfahrzeug im Oktober 1988 im Rahmen einer kleinen Feierstunde offiziell übergeben. Es ist bis heute wahrscheinlich das günstigste Feuerwehrfahrzeug, welches die Gemeinde je beschafft hat (Die Kosten belaufen sich auf 4000,- DM zzgl. MwSt plus 2000,- DM für Materialkosten für die Instandsetzung).
Die 90er Jahre: Frauen verstärken die Mannschaft
1990 treten die ersten Frauen in den aktiven Feuerwehrdienst, 1992 die ersten Mädchen in die Jugendfeuerwehr ein.
Im Landkreis Peine übernimmt in diesem Jahr ein neuer Kreisbrandmeister sein Amt. Es ist der Kamerad Jürgen Göhe aus der Ortsfeuerwehr Bettmar. Er führt diese Funktion 12 Jahre lang aus.
Zur besseren Alarmierung der Kameraden im Falle eines Einsatzes erhalten wir 1991 die ersten Funkmeldeempfänger.
Dass der erste Kreismeister kein Einzelfall war, beweist unsere Jugendfeuerwehr 1993, als sie diesen Erfolg in Lengede wiederholen kann.
Im gleichen Jahr wird nach 31 Jahren das zum Schluß hauptsächlich von der Jugendfeuerwehr genutzte TSF ausgemustert und verkauft.
Die Ortsfeuerwehr Bettmar wird 1994 zum vierten Stützpunkt der Gemeinde Vechelde ernannt und gleichzeitig mit Gerät für technische Hilfeleistungen ausgerüstet.
Von 1995 bis 2016 besetzen Kameraden der Bettmarer Wehr den kreiseigenen Schlauchwagen (SW 2000) und von 1995 bis 2001 zusätzlich noch das eigene Löschgruppenfahrzeug in der Kreisfeuerwehrbereitschaft Peine.
1997 wird das Gefahrgutfahrzeug des Landkreises Peine in Dienst gestellt. Der Gefahrgutgruppe der Gemeinde Vechelde gehörten viele Jahre auch Kameradinnen und Kameraden unserer Wehr an.
125 Jahr Feier und Erweiterung des Feuerwehrhauses
Das 125-jährige Jubiläum wird 1998 im Rahmen des Volksfestes gefeiert, ein Jahr später wird damit begonnen in Eigenleistung einen Anbau an das vorhandene Feuerwehrhaus zu schaffen, der einen dritten Einstellplatz für einen Einsatzleitwagen der Gemeindefeuerwehr, Lagerraum, Werkstatt und Damenumkleide, sowie einen Gruppenraum mit Teeküche im Obergeschoß bietet.
Im gleichen Jahr muss das alte Löschgruppenfahrzeug wegen technischer Mängel stillgelegt werden. Als Ersatz wird im Frühjahr 2000 ein modernes LF 8/6 mit fest eingebautem 600 l Wassertank beschafft.
Im selben Jahr wird unser Ortsbrandmeister Erwin Staats stellvertretender Gemeindebrandmeister der Gemeinde Vechelde. Daher entscheidet er sich auch im Jahr 2001 nach 24 Jahren!!! nicht mehr für das Amt des Ortsbrandmeisters zu kandidieren. Thomas Fiebig tritt in Bettmar seine Nachfolge an. Erwin Staats wird noch im gleichen Jahr zum Gemeindebrandmeister gewählt. Das Amt hat er bis 2007 inne.
Für unsere Jugendfeuerwehr ist 2001 ebenfalls ein großartiges Jahr: Beim Kreiswettbewerb wird zum dritten Mal der Kreismeistertitel errungen, und die zweite Gruppe belegt bei diesem Kreisentscheid Platz drei! Im Herbst wird dann noch das 25-jährige Bestehen gefeiert
Im November 2002 wird der Anbau des Feuerwehrhauses offiziell seiner Bestimmung übergeben.
Die Jugendfeuerwehr schafft 2003 erneut den Kreismeistertitel, welchen sie auch 2004, 2006, 2007, 2010 und 2014 wieder feiern kann! Von 1999 bis 2006 (2005/2006 gemeinsam mit der JF Liedingen) und seit 2012 wird sogar erfolgreich mit zwei eigenen Gruppen bei den Wettbewerben gestartet.
Unser ehemaliger Jugendwart Holger Schmidt wird 2004 nach vier Jahren als Stellvertreter, zum Gemeindejugendfeuerwehrwart gewählt. Dieses Amt führt er für sechs Jahre aus.
Das alte Spritzenhaus, welches bis 1973 das Domizil unserer Wehr war und nun als Lagerraum genutzt wird, war im Laufe der Jahre renovierungsbedürftig geworden. Somit nehmen sich 2005 einige Kameraden aus aktiver und Altersabteilung dieser Arbeit an und bringen das rund 140 Jahre alte Haus wieder in einen Top-Zustand.
Gegenwart und Zukunft
Ab 2008 übernimmt Holger Schmidt die Funktion des Ortsbrandmeisters in Bettmar.
Als zweite Ortsfeuerwehr in der Gemeinde wird Bettmar Anfang 2010 auf die digitale Alarmierung umgestellt. Somit erhält jedes aktive Mitglied einen Meldeempfänger, der im Alarmfall ausgelöst wird. Die Alarmierung per Sirene, die keine flächendeckende und sichere Alarmierung mehr garantieren konnte, entfällt damit ab sofort.
Nachdem er drei Jahre Stellvertreter war, kommt mit Simon Jahns von 2013 bis 2017 zum zweiten Mal ein Gemeindejugendwart aus der Ortsfeuerwehr Bettmar. Seit 2017 kommt mit Alfred Goldbeck auch der stellvertretende Gemeindebrandmeister aus unserer Ortsfeuerwehr, 2019 wird er zum Gemeindebrandmeister gewählt.
Besonders erfreulich ist 2013 die Zusage durch die Gemeinde Vechelde, unser betagtes Tanklöschfahrzeug durch ein modernes Nachfolgefahrzeug zu ersetzen. Das neue Tanklöschfahrzeug TLF 3000 kann im Frühjahr 2015 in Dienst gestellt werden.
Im Frühjahr 2017 konnten wir einen zum Teil aus Spendengeldern finanzierten neuen Anhänger für unsere Jugendfeuerwehr beschaffen, 2018 wird auch das bisherige Mannschaftstransportfahrzeug durch ein junges gebrauchtes Fahrzeug ersetzt.
Anfang 2019 startet die Fachgruppe Gefahrstoff-Ersteinsatz ihren Übungsbetrieb. Die Fachgruppe setzt sich zusammen aus Einheiten der Ortsfeuerwehren Bettmar, Sierße/Fürstenau und Vechelde/Wahle. Ein Großteil der Kameradinnen und Kameraden, die speziell für das Arbeiten unter Chemikalienschutzanzügen ausgebildet werden, kommen hierbei aus Bettmar.
Dass unsere Jugendabteilung ebenfalls topfit ist, zeigt sie unter anderem 2017, als auf Kreisebene Patz 1 und 2 belegt werden. Regelmäßig haben sich mindestens eine, mehrfach auch beide Gruppen für den Bezirkswettbewerb qualifiziert, zweimal war dort das Ergebnis so gut, daß beim Landeswettbewerb gestartet werden konnte. Bei dem nur alle zwei Jahre stattfindenden Wettbewerb der 52 besten Jugendfeuerwehrgruppen des Landes Niedersachsen starteten unsere Jugendlichen 2013 und 2015! Im Jahr 2014 hätten sich sogar beide Bettmarer Gruppen qualifiziert!
Um die Nachwuchsarbeit noch zu verstärken und auch Kindern ab 6 Jahren die Möglichkeit zu geben, bei der Feuerwehr dabei zu sein, wird im Mai 2019 auch in Bettmar eine Kinderfeuerwehr gegründet.
Damit die Ortsfeuerwehr Bettmar auch in Zukunft so schlagkräftig bleibt, wie es Generationen seit über 140 Jahren kennen gelernt haben, freuen wir uns immer über interessierte Bettmarer Mitbürgerinnen und Mitbürger, die unser Team verstärken möchten.